Inmitten der jüngsten Schwankungen auf den Kryptomärkten bleibt das Konzept der Tokenisierung von Vermögenswerten ein heisses Thema. Dieser Artikel soll den aktuellen Stand der Equity Tokenization in der Schweiz im Vergleich zu Bucheffekten entmystifizieren und Einblicke für Gründer, CFOs, General Counsels und Corporate Secretaries bieten. Im Wesentlichen beschränken rechtliche und regulatorische Beschränkungen die Equity Tokenization auf einen Nischenmarkt, der sich vor allem für kleine Unternehmen eignet. Um sie für grössere Emittenten attraktiv zu machen, die mit Bucheffekten handeln, müssen die Anbieter von Emittentenlösungen und Depotbanken den Sekundärhandel und den Austausch von Aktionärsdaten stärker fördern.
Tokenized Equities in der Schweiz: Navigieren durch rechtliche Unklarheiten
Tokenisierte Aktien haben in der Schweiz das Potenzial, einen Markt für Emittentenaktien zu schaffen. Allerdings haben bisher weniger als 100 Schweizer Aktiengesellschaften tokenisierte Aktien ausgegeben, und es ist unklar, ob dieser Prozess tatsächlich stattgefunden hat. Für externe Beobachter ist die Unterscheidung zwischen rechtlich verpackten tokenisierten Aktien und einfachen Wertrechten schwierig. Während die meisten Aktionäre sich über diese Unterscheidung keine Gedanken machen, müssen die Entscheidungsträger, insbesondere diejenigen, die die Einführung von Tokenized Securities in Erwägung ziehen, gleichzeitig finanzielle, Investor Relations- und rechtliche Aspekte sorgfältig prüfen.
Finanzielle Verlockungen und Marktherausforderungen
Aus finanzieller Sicht ist die Idee, einen Markt für Aktien zu schaffen, verlockend. Mit dem Aufkommen kleinerer Marktplätze wie BEKB OTC-X, BX Swiss und dem SPARKS-Segment an der SIX können die Kosten für eine Börsenzulassung bereits bei 10’000 CHF liegen. Anbieter von Aktien-Tokenization verlangen ähnliche Gebühren, beginnend bei CHF 10.000 für die reine Tokenisierung, mit zusätzlichen Gebühren für den Emissionserfolg von 1,5 % oder mehr des eingeworbenen Nettokapitals. Damit die Märkte für Aktien-Token florieren können, muss es jedoch ein ausreichendes Angebot und eine ausreichende Nachfrage nach den Aktien des Emittenten geben - eine Herausforderung, die noch nicht gelöst ist.
Handelsbeschränkungen und Marktdynamik
Im Gegensatz zu traditionellen Kapitalmärkten, die von Brokern und Market-Makern unterstützt werden, stossen Token-Märkte an Grenzen, vor allem aufgrund des eingeschränkten Sekundärhandels. Das Fehlen eines gemeinsamen KYC-geprüften White Space der Aktionärswallets über Emittenten oder Intermediäre hinweg erschwert den Handel zwischen den Teilnehmern. So wäre beispielsweise ein direkter Transfer von der Berner Kantonalbank zur Hypothekarbank Lenzburg nicht möglich, weil die Depotbanken die Aktionärsdaten nicht über herkömmliche Schnittstellen austauschen können, was den Zugang für institutionelle Anleger einschränkt. Zudem befinden sich vor allem kleinere Firmen in einer schwierigen Lage, da sie als Market Maker auftreten müssen. Diese Situation steht im Widerspruch zu ihrem ursprünglichen Plan, die Finanzmittel für das Wachstum zu verwenden, anstatt Barmittel für Aktienrückkäufe zu halten. Hinzu kommt, dass Emittenten, die nach IFRS bilanzieren, Aktienrückkäufe wegen der möglichen Auswirkungen auf die Bilanz vermeiden wollen. Schliesslich muss eine doppelte Emission von zwischengeschalteten und tokenisierten Aktien sorgfältig geprüft werden. Der Handel auf zwei verschiedenen Marktplätzen kann zu unterschiedlichen Preisen für eine illiquide Aktie führen. Während die Tokenisierung die Übertragbarkeit von Aktien für Emittenten in Privatbesitz verbessern kann, erhöht sie nicht unbedingt die Liquidität.
Herausforderungen bei der Tokenisierung: Aktionärsregister und Informationsaustausch
Im Bereich der Investor Relations bietet die Tokenisierung den Unternehmen eine Möglichkeit, enger mit ihren Anlegern in Kontakt zu treten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen, bei denen die Daten der Anleger stark verschlüsselt sind, ermöglicht die Tokenisierung den Emittenten den Zugang zu den E-Mail-Adressen und Telefonnummern der Aktionäre und damit eine direkte Kommunikation. Im derzeitigen System, das von der FINMA reguliert wird, gelten für Bucheffekten strenge Regeln. Während die Daten sicher verschlüsselt sind, gibt es Einschränkungen beim Austausch von persönlichen Kontaktinformationen wie E-Mails und Telefonnummern. Grund dafür sind rechtliche Bedenken der Depotbanken und technische Schwierigkeiten beim Umgang mit bestimmten Symbolen, wie dem ”@“-Zeichen. Die Tokenisierung verspricht auch einen direkten Zugang zu den Aktionären, da die Notwendigkeit eines Vermittlers oder Zwischenhändlers entfällt. Allerdings gibt es einen Haken. Da es einen Unterschied zwischen einem Aktionär und einem Token-Inhaber gibt, kann eine Übertragung von Token nicht automatisch das Aktionärsregister aktualisieren. Dies bedeutet, dass der bestehende Zustand, der oft als “disponible” bezeichnet wird, bestehen bleibt. Leider ist das herkömmliche System der zwischengeschalteten Wertpapiere unzureichend, wenn es um die Weitergabe wichtiger Aktionärsinformationen geht, die die Emittenten für ihre täglichen Investor-Relations-Aktivitäten benötigen.
Der Weg nach vorn: Nahtlose Integration und faire Behandlung
Die Tokenisierung verspricht Erleichterungen für die Aktionäre und eine Verkürzung der Transaktionsdauer. Damit dies jedoch reibungslos funktioniert, brauchen wir ein System, in dem sowohl traditionelle als auch tokenisierte Aktien denselben Regeln unterliegen und gleich behandelt werden. Die am Tokenisierungsmarkt Beteiligten müssen weiter hart daran arbeiten, den Informationsaustausch zwischen den Verwahrern zu verbessern. Dies wird es den Aktionären ermöglichen, miteinander zu handeln, unabhängig davon, wo ihre Aktien gelagert sind - ob in den Aufzeichnungen des Unternehmens, im Wertpapierdepot einer Bank oder sogar in ihrem eigenen Depot. Die Akteure des intermediären Marktes müssen weiterhin hart daran arbeiten, ihre Lösung für die Investor Relations-Arbeit emittentenfreundlicher zu gestalten.